Hier ist die dreidimensionale Betrachtung sehr aufschlussreich. Beim Zeichen Stier kommt es häufig vor, dass Stiergeborene reklamieren, wenn man sie als materiell, besitzgierig und dem Geld zugetan charakterisiert. Bei vielen entspricht das nicht den wirklichen Beweggründen. Obwohl auf der materiellen Ebene diese Charaktereigenschaften vorkommen, fühlen sich diese Menschen auf der seelisch-geistigen Ebene missverstanden. Nur wenn ein Mensch seine einzige Sicherheit im materiellen Dasein sucht, wird er seine ganze Kraft einsetzen, um auf dieser Ebene erfolgreich tätig zu sein. Sobald sich jemand weiterentwickelt, kommt die seelisch-geistige Qualität dieses Zeichens zum Zuge, und das stimmt nicht mehr mit der materiellen Gesinnung überein. Im Gegenteil, gerade im Stierzeichen mit dem Skorpion am anderen Ende der Achsenpolarität kann es zu grundlegenden Motivationswandlungen im Leben kommen.
Im Zeichen Stier kennen wir als Herrscher die Venus, die ein starkes Verlangen nach Schönheit, Bequemlichkeit und Sicherheit hervorruft. Stiere streben immer nach diesen Dingen, sowohl auf der physischen, wie auch auf seelisch-geistigen Ebenen. Sie lieben einen satten Zustand und haben Freude daran, die schönen Seiten des Lebens zu geniessen. Mangel an irgendetwas oder Verluste können sie nur schwer ertragen, seien diese substanzieller,jhcccxx finanzieller oder geistiger Art. Einer Gefährdung der vorhandenen Sicherheit suchen sie sofort entgegenzuwirken. Sie bauen vor und tun alles, was in ihren Kräften steht, um Verluste zu vermeiden. Sie möchten einen harmonischen und angenehmen Zustand so lange wie möglich aufrechterhalten, und sie tun vieles, damit das, was sie einmal erlangt haben, auch bestehen bleibt. Sie haben eine besondere Fähigkeit der Vorsorge, planen in die Zukunft, schaffen alle Mittel herbei, um das Wohlbefinden, die Sicherheit, Ruhe und Harmonie zu garantieren. Das ist eine typische Auswirkung der Venus.
Der esoterische Herrscher des Stierzeichens ist Vulkan, ein bisher in der traditionellen Astrologie nicht bekannter Planet, der sich zwischen Merkur und Sonne befinden soll, und durch den nach Alice A. Bailey die Energien des ersten Strahles «Wille und Macht» fliessen. Der Stier muss natürlich erst geläutert werden, bevor er diese machtvolle Energie segensreich einsetzen kann. Deshalb soll der Stier sein Begehren nach materieller Sicherheit in geistiges Streben oder Aspiration umwandeln und dann seine Kräfte für die Verwirklichung des Evolutionsplanes bewusst einsetzen. Dazu ist eine grundlegende Wandlung seiner Lebensmotivation notwendig, was durch das gegenüberliegende Skorpionzeichen geschieht, das ständige psychische und geistige Stirb-und-Werde-Prozesse heraufbeschwört. Durch Verluste werden Stiere in ihrer Trägheit aufgerüttelt, und sie machen sich auf den Weg, nach neuen Daseinswerten zu suchen. Es gibt zwei Schlüsselwörter für den Stier, Wunschkraft auf der materiellen Ebene und Illumination oder Erleuchtung auf der geistigen Ebene.
Der Transformationsprozess oder die grosse Krise im Leben des Stiergeborenen ist, entsprechend transpersonaler Erkenntnisse, dem «Gethsemane-Erlebnis» gleichzusetzen. Oder mit anderen Worten: Die Erleuchtung kommt, wenn der kleine persönliche Wille mit dem göttlichen Willen eins geworden ist. Der Stier hat dann das erleuchtete eine Auge, das unbeirrt das Licht des Endzieles im Auge behält, was einer Kontemplation oder der Kontinuität des Bewusstseins entspricht. Buddha als Stiergeborener ist dafür ein Beispiel.
Der esoterische Saatgedanke drückt dies deutlich aus, er lautet:
«Ich sehe, und wenn das Auge geöffnet ist, ist alles erleuchtet.»
Zwillinge
Auch hier ist die dreidimensionale Betrachtung notwendig, um einem Zwillingsgeborenen gerecht zu werden. Auf der materiellen Ebene ist er oberflächlich und lässt sich von allen Dingen hin und her reißen, auf der Gefühlsebene ist er voller Zweifel, was richtig und was falsch ist, und auf der geistigen Ebene ist er bestens über alles informiert und gibt sein Wissen präzise, gezielt und dosiert weiter.
Wir wollen nun das Zwillingszeichen von seinen verschiedenen Seiten her aufrollen. Der Zwilling ist ein veränderliches Luftzeichen, das sich zu allen Objekten frei in Beziehung setzen kann. Es unterliegt dem Gesetz der Mannigfaltigkeit unseres Daseins, der Dualität, der Gegenüberstellung von Seele und Persönlichkeit, wie es esoterisch ausgedrückt wird. Deshalb schwankt der Zwilling oft zwischen zwei oder mehreren Möglichkeiten hin und her. Es fällt ihm schwer, zwischen den vielen Dingen, die auf ihn eindringen, einen Wertunterschied zu finden. Das kommt vom Herrscher Merkur, der alles aufsammelt und unbesehen weitergibt, was auf ihn eindringt. Er hat grosse Freude daran, einen möglichst grossen Informationsfluss zu vermitteln und baut seine Wichtigkeit an der Vielzahl seines Wissens auf. Dem Merkur geht es nicht darum, nach dem Sinn der Dinge oder nach dem Wahrheitsgehalt zu fragen, sondern es geht ihm um die Vermittlung. Wenn der Zwilling alles weitergibt, was er erfährt, gute oder schlechte Neuigkeiten, dann kann er Schaden anrichten. Denken wir an den Journalisten, der nur die Sensationslust der Leser im Auge hat; es interessiert ihn nicht, ob die Informationen stimmen oder nicht. Ein vom traditionellen Herrscher Merkur gesteuerter Zwilling läuft Gefahr, sich im Relativen zu verlieren; die Inflation aller Werte ist die Folge und bewirkt auch seine Wandlungskrise.
Der esoterische Herrscher ist die Venus, der Planet der Schönheit und Harmonie, des Ästhetischen, aber auch der Selektion, der richtigen Auswahl und des guten Geschmacks. Wenn der Zwilling den esoterischen Herrscher entwickelt, dann wird er selektiv. Er sucht die Wahrheit aus den Informationen herauszuarbeiten und vermittelt nur noch Wissen, das aus sinnvollen Lebensweisheiten besteht. Wenn er seinen Schatten, den Schützen, integriert, wird er nur noch das weitergeben, was er selbst als gut und richtig erkannt hat und was anderen Menschen in ihrer Entwicklung weiterhilft. Er wird dann ein Vermittler universeller Wahrheiten, ein ausgezeichneter Lehrer, der geistige Erkenntnisse mit didaktischem Geschick weitergibt.
Wie bereits erwähnt, ist die Transformationskrise für den Zwilling das Verlorensein im Relativen, in der Inflation aller Werte. In dieser Krise nützt ihm all sein angesammeltes Wissen nichts mehr. Es ist das faustische Ringen, das nach einer Synthese der Gegensätze und nach einer absoluten Wahrheit sucht. In der transpersonalen Psychologie wird diese Krise das «Saulus-Paulus- Erlebnis» genannt, die den Zwillingsgeborenen von Grund auf verändert.
Der esoterische Saatgedanke vermittelt einen Einblick in das gespaltene Wesen, das zur Einheit zurückfinden will. Er lautet:
«Ich erkenne mein anderes Selbst, und indem dieses schwindet, wachse und erglühe ich.»