Skorpion
Im November, wenn die Blätter von den Bäumen fallen, wandert die Sonne durch das Tierkreiszeichen Skorpion. So wie draussen in der Natur sich alles verändert, wirken Wandlungskräfte auf alle Menschen ein. Auch hierbei müssen wir die drei Daseinsebenen unterscheiden, damit wir klar erkennen, auf welcher dieser Ebenen sich eine Wandlung vollziehen will. Meistens da, wo wir am härtesten Widerstand leisten, wo wir etwas krampfhaft festhalten, was schon längst zum Sterben verurteilt ist. Dies können physische Gewohnheitsansprüche sein, psychische Bindungen oder falsche Vorstellungen auf der Mentalebene. Jeder Mensch, der im Zeichen Skorpion geboren ist, wird etwas vor den Wandlungskräften verbergen wollen, etwas was er nicht hergeben will, was er glaubt besitzen zu dürfen.
Das Wasserzeichen Skorpion wird vom Mars beherrscht und esoterisch vom Pluto. Die Transformation geschieht durch ein ständiges Bereitsein zur Reinigung, zur Wandlung. Skorpion ist schon immer das Zeichen der Transmutation von Energien gewesen. Leben und Tod berühren sich hier und verwickeln den Menschen in innere und äussere Kämpfe, die selbstzerstörenden Charakter annehmen können. Es ist das Zeichen der grössten Extreme: von einer lebensfrohen Stimmung bis hin zum Todeswunsch schwankt das Gefühlselement. Das Wasser als Gefühl wird durch den Mars ständig aufgewühlt und bringt die Triebnatur immer wieder in Aufruhr. Skorpion wird vom fixen Kreuz beherrscht, deshalb ist seine innere Motivation das Streben nach Sicherheit, nach Dauer, die er aber durch den Marseinfluss immer wieder selbst zerstört. Er weiss aus Erfahrung, dass alles vergänglich ist, aber tief im Innern sehnt er sich nach einem dauerhaften Zustand, nach einem geistigen Selbst, das überlebt. Pluto als das Bild des höheren Selbst macht nach vielen Ringen diesen unzerstörbaren Kern im Bewusstsein sichtbar.
Pluto als esoterischer Herrscher bringt die Metamorphose, die Gestaltwandlung in Gang, bis der innere Kern, als dessen Pneuma er gilt, zum Vorschein kommt. Das verlangt oftmals drastische Änderungen im Charakter, das Niederlegen falscher Verteidigungsmechanismen und Schein-Ich-Formen, das Aufgeben von Eigenschaften, die dem wahren Selbst entgegenstehen, das Loslassen von allen materiellen Haftungen. Das ist auch der Grund für die ewigen Stirb- und Werde-Prozesse, durch die Skorpione hindurch müssen, bis sie das innere Wesen zum Ausdruck bringen können. Dabei geht es darum, alles was hinderlich ist aufzugeben, auf persönliche Wunschbefriedigung zu verzichten, loszulassen und das Vertrauen zu kultivieren, dass beim Todesprozess der Kern nicht ausgelöscht wird.
Die Krisenmechanik geht über die Integration des gegenüberliegenden Zeichens Stier. Im Ringen um das Wesentliche muss das gegenüberliegende Zeichen Stier aktiviert werden und das notwendige
Neuwerden bewirken. Das sinnliche Lebensvertrauen, die Lebensfreude, der Triumpf über die Todestriebe integriert die Polachse Stier-Skorpion. In diesem Integrationsprozess werden beim geistig orientierten Skorpion schöpferische Kräfte frei und er wird zum Gestalter von Seelen. Er wirkt auf der Bewusstseinsebene mit Hilfe des esoterischen Herrschers Pluto verwandelnd oder aufwühlend auf die Umwelt ein. Die eigenen inneren Prozesse der Metamorphose, der Gestaltwandlung haben auf die Umwelt oft eine magische Wirkung.
Der esoterische Saatgedanke des Zeichens Skorpion lautet:
«Krieger bin ich, doch aus dem Kampfe kehre ich siegreich hervor».
Schütze
Der Schütze wird in dreidimensionaler Sicht am besten mit dem Cen-taurus verglichen. Auf der physischen Ebene entfaltet er eine grosse Freude an körperlicher Bewegung und früher war es der Reiter auf einem Pferd, der diese Kraft symbolisierte. Auf der psychischen Ebene ist es der grosse Freiheitsdrang des Schützen. Grenzen und Fesseln, Bindungen und Zwänge will er loswerden, er möchte an einer immer grösser werdenden Welt teilhaben und lehnt sich gegen alles auf, was seinen Expansionsdrang einengt. Auf der Mentalebene ist der Schütze zielorientiert, er weiss immer wohin er zu gehen hat. Anderen Menschen kann er Orientierung und sinnvolle Ziele geben; hier ist Schütze der Pädagoge im Zodiak, der eine Erziehungsfunktion ausübt (der grosse Lehrer).
Schützegeborene sind optimistisch und auf die Zukunft eingestellt. Der traditionelle Herrscher ist Jupiter, der den Schützen positiv stimmt und ihn sinnlich an allen Lebensvorgängen teilhaben lässt. Die innere Wendigkeit des veränderlichen Kreuzes macht sie zu angenehmen und intelligenten Gesprächspartnern. Das Feuerelement lässt sie lebhafte Diskussionen führen, sie sind ideenreiche Denker und diskutieren gerne über Gott und die Welt – aber sie wollen immer Recht behalten und das letzte Wort haben. Sie haben auch immer etwas zu sagen und sind um eine Ausrede nie verlegen. Schütze ist ein Individualzeichen und will auch immer neue Horizonte erleben. Die Expansionskraft des denkenden Be-wusstseins lässt sie vorhandene Grenzen mit Leichtigkeit überschreiten. Es ist eine Kraft in ihnen, die sie vorantreibt und befähigt, das Alte hinter sich zu lassen und nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Sie hören nie auf nach dem grossen Warum und Wohin zu fragen und unablässig zu forschen.
Die Krise kommt durch die Polarität Schütze/Zwillinge, dann nämlich, wenn der Schütze sich zu sehr auf seine Wahrheit als die einzig Richtige versteift, und vergisst, dass es noch viele andere Wahrheiten gibt. Das Zwillingszeichen mit seiner Vielfältigkeit der Auslegung, mit dem Relativitätsprinzip bringt den von sich überzeugten Schützen in eine Zweifelskrise. Es ist auch hier das faustische Ringen, das Erkennen, dass man eigentlich nichts Endgültiges weiss. Die Wahrheiten, an denen sich der Schütze bis anhin mit allen Fasern seines Wesens orientiert und sein Leben danach ausgerichtet hat, verlieren sich im Relativen. Das kann er nicht fassen. Es beginnt die sogenannte Sokrates-Krise, in der er erkennt, dass die Weisheit erst dann beginnt, wenn er weiss, dass er nichts weiss. Seine gefundenen Lebenswahrheiten muss er an den Realitäten, den Wirklichkeiten überprüfen und erproben.
Der esoterische Herrscher ist nämlich die Erde. Seine Wahrheit muss deshalb «erdig» sein, d. h. seine Lebensphilosophie, seine Weltanschauung wird auf ihren brauchbaren Nützlichkeitswert hin geprüft. Nur wenn sie sinnlich, praktisch und organisch nachvollziehbar ist, kann sie auch anderen Menschen etwas bedeuten, ihnen neue Massstäbe, neue Orientierung und neue belebende Ideale geben. Dann werden Schützemenschen zu echten Lehrern, Menschenführern, Pädagogen. Andere können sich an ihnen und ihren Lehren orientieren und ihnen nachfolgen. Die Überzeugungskraft der gelehrten Wahrheit vermittelt ihnen die Kraft, das erschaute Ziel selbst zu erreichen.
Der esoterische Saatgedanke drückt das deutlich aus, er lautet:
«Ich sehe ein Ziel und erreiche das Ziel – und sehe ein weiteres».